Die Radikalität ästhetisch sinnloser, allgemein gültiger, durchschnittlicher, selten durch politische Grenzüberschreitungen geprägter Kunstwerke aller Art bedient die Leere einer im Untergang befindlichen, militärisch industrialisierten Spaßgesellschaft. Junge, autodidaktisch arbeitende, vor allem ausgebildete Künstler basteln, neoromantisch verspielt, mit ihrer äußeren und inneren Leere, in dem sie sich der nüchternen Dokumentation ihres gesellschaftlichen Auftrags, der nicht ihr eigener sein kann und darf, bedienen. Kunst ohne Übersinnlichkeit, ohne gesellschaftlichen Widerstand, ohne eigenen Auftrag, ohne Wissen oder dessen bewußte Ausblendung,Wissen über den katastrophalen sozialen Charakter dieser Welt, die in Gefühlskälte, in der Unsensibilität des eigenen Geistes und der eigenen Seele stinkend ungeliebt vermodert. Werke allgemeingültiger Modernität, stilisiert angepaßter Kreativität, außer der Fähigkeit, als Kopist der Kopisten in einer Welt der Auferstehung der Bombe, »Mutter« aller Bomben, nicht entlarvt zu werden. Kunst in grellen, finalen Zukunftslichtern tausender noch abzuwerfender Atombomben, im fanatisch krankhaften Rausch der Lebenskunst, der Entdeckungsfreude der Angepaßten, die ihrem Leben eine finanziell gesicherte Zukunft angedeihen lassen.
Kunst zwischen Wund(er)heilung, Sonderpostenmärkten, Pornographie, Terrorismus, Ausbeutung, Werbung, untertänigem, einseitigenJournalismus ohne Ernsthaftigkeit, eingebettet zwischen Krieg und Frieden, ohne dafür eine klare Antwort zu haben, außer den Krieg in derEbene der unendlichen Geschichte des menschlichen Scheiterns zuzulassen.Kunstwerke aller Art sollten, müßten Künstlern und Betrachternfriedlich sozial gerechte Werte vermitteln und geistreiche Werte senden.Diese Fähigkeiten, die mit dem Abstreifen der anerzogenen, seelentötenden Unsensibilität beginnt, sich mit Empfindungen füreinander fortsetzt, und sich im Denken und Handeln miteinander, füreinander programmatisch manifestiert.
Kunst darf, muß, sollte ALLES! Nur eines nicht: im Stillstand dekorativer, unterhaltsamer Beliebigkeit verharren, um die Langweiligkeiteiner materiell übersättigten Wohlstandsgesellschaft zu zerstäuben. Kunst muß mehr als Ware, als Kapitalanlage, als Produktion und Konsumtion, der Künstler mehr als eine Hure des profitmaximierendenSystems sein Kunst als progressiver Schlüssel zum Ganzen, als Bergsteiger in dieUnendlichkeit des friedlichen Glücks. Adolf Hitler ist noch immer der heimliche Führer des deutschen Volkes. Zumindest ist der untertänig angepaßte Volksgeist dem strukturellen nationaldeutschen System, seinem Größenwahn ergeben, den es, notfalls auch mit Angriffskriegen, zu verteidigen gilt. Der diktatorischplakativ, unverbindlich verordneten Banalität des übersättigten, deutschen Kulturbetriebes folgt der Schmerz, der gesellschaftliche soziale Infarkt, der die Formatierung des erforderlichen Neuen, die Kunst wieder mit gesellschaftlich verwandelnder Bedeutung zu beschweren, vernichtet. Das Individuum, damit auch der »Künstler« als Gehilfe dieses Gegenwartsgefühls ist TOT.